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Die Pöschendorfer Doppeleiche

Doppeleiche 2012

Die Eiche gilt bekanntlich als „der deutsche Baum“ schlechthin. Fast alle heimatlichen Städte und Gemeinden haben besondere Eichen aus früheren Zeiten. 1870/71 kamen nach dem Deutsch-Französischen Krieg die „Friedenseichen“ auf. „Kaisereichen“ werden die 1897 aus Anlass des 100. Geburtstags von Wilhelm I. oder im „Dreikaiserjahr“ 1888 gepflanzten Bäume genannt.

Die Doppeleiche - zwei Stämme aus einer Wurzel oder zwei Eichen in einem Pflanzloch - ist jedoch ein bedeutendes deutsches Symbol ausschließlich in Schleswig-Holstein. So wie eine Doppeleiche nicht getrennt werden kann, ohne dass sie schweren Schaden nimmt und ganz oder teilweise abstirbt, kann Schleswig-Holstein nur ungeteilt bestehen. Dies gilt zumindest wirtschaftlich, aber auch für viele über unser Bundesland verteilt lebende Familien noch heute.

Die Pöschendorfer Doppeleiche gilt als Prachtexemplar. Denn nur in sehr seltenen Fällen wachsen zwei junge Bäume bereits im oder am Boden zu einem Stamm zusammen und bilden eine gemeinsame Krone. Ähnlich der Doppeleiche in Pinneberg ist auf den ersten Blick kein zweiter Stamm zu erkennen. Jedoch hat die Pöschendorfer Eiche an der ersten Gabelung eine deutliche "Narbe", die bei Bäumen aus zwei Trieben Zwiesel genannt wird.

Wann genau die Pöschendorfer ihre Doppeleiche pflanzten und damals somit ihre nationale Zugehörigkeit zum Ausdruck brachten, lässt sich ohne Kernbohrung nicht verlässlich bestimmen.

Die Doppeleiche gilt seit dem Vertrag von Ripen im Jahre 1460 als Sinnbild der engen Zusammengehörigkeit der Herzogtümer Schleswig und Holstein. Aus dem frühen 19. Jahrhundert stammen wenige Doppeleichen. In dieser Zeit wurden sie nur von besonders mutigen Gemeinden gepflanzt. Angesichts der aufkommenden Nationalstaatenbildung achteten die Verfechter eines dänischen Gesamtstaates streng darauf, dass dieses deutsche Symbol nirgendwo auftauchte.

Nach dem ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg im Jahre 1848 wurden in mehreren Gemeinden Doppeleichen auch als Friedenseichen gepflanzt; ab 1898, zum 50. Jahrestag der Erhebung gegen die dänische Fremdherrschaft, dann hunderte in ganz Schleswig-Holstein.

Insofern dürfte auch die Pöschendorfer Doppeleiche über mindestens 115 Jahre alt sein.

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